Donnerstag, 8. Juli 2010

Oulu

Am Abend hatten Jörn und ich zusammen mit etwa 15 fußballinteressierten Finnen den WM-Untergang Deutschlands gesehen. Dass die anderen alle für Spanien waren, war eindeutig erkennbar. Jörn tröstete sich über die Niederlage hinweg, indem er bis 2 Uhr nachts im Bett las, ohne dass wir es bemerkten.

Ich wachte um 10 Uhr als erste auf und verschwand in Richtung Dusche. Nun ist mein Orientierungssinn bekanntlich nicht der beste, aber dass ich mich auf dem Weg zurück zum Wohnmobil (Luftlinie ca. 100 m) verlaufen würde, war dann doch ein Zeichen mangelnder Intelligenz.

Der einzige Regentag lag hinter uns, die Sonne lachte und im Lauf des Nachmittags wurden wieder Temperaturen von 25°C erreicht. Zunächst gab es ein gutes Frühstück, bei dem wir allerdings auf Brötchen verzichten mussten, da diese offenbar nicht zu einem typisch finnischen Frühstück gehören und man sie deshalb auf dem Campingplatz auch nicht kaufen kann.


Eigentlich hatten wir vor, den Bus in die Stadt zu nehmen, da dieser jedoch nur einmal pro Stunde fuhr, entschieden wir uns für die Variante "zu Fuß". Der Weg führte über eine kleine Insel und durch leicht bewaldetes Gebiet. Was dieses Schild zu bedeuten hat, konnte auch später - nach dem Erwerb eines Finnisch-Deutsch-Wörterbuchs - nicht geklärt werden:


Unsere Chancen, den 3 km langen Marsch zu überleben, grenzte schon an ein Wunder. Offenbar bewegen sich alle Einwohner Oulus entweder auf Inlinern oder mit dem Fahrrad vorwärts. Die Geschwindigkeit, die sie dabei an den Tag legen, erklärt, dass aus Finnland sehr erfolgreiche Rennfahrer kommen.


Bezüglich der Gestaltung der Briefkästen könnte man sich etwas mehr Abwechslung wünschen.


In Oulu findet in diesen Tagen Roviantti statt. Wir schlenderten über den Markt und ließen die fremdländischen Gerüche auf uns wirken. Überall waren wir umgeben von Menschen, verschiedenen Sprachen, Musik und kulinarischen Verlockungen.


In der Markthalle konnten wir auch sehen, welche Brotsorten die Finnen so im Angebot haben.


Unser Weg führte weiter in den nördlichen Innenstadtbereich, immer in der Nähe von Wasser.


Da es so warm war und wir bereits einige Kilometer hinter uns hatten, gönnten wir uns jeder ein Eis. Eine Kugel entspricht in der Größe zwei in Deutschland. Da man für eine Kugel 2,50 €, für zwei Kugeln 3,50 € und für drei Kugeln 4,50 € bezahlt, lohnt sich der Verzehr großer Mengen...

Diesen seltsamen Polizisten muss man angeblich als Tourist fotografieren, wie ich dem Reiseführer entnahm. Ich war folgsam und tat wie mir geheißen.


Unser Ziel war das Wissenschaftszentrum Tietomaa.


Dieses "Museum" ist ein echtes Highlight für große und kleine Tüftler und Entdecker. Die verbleibenden 3 Stunden bis zum Ende der Öffnungszeit waren eigentlich viel zu knapp.


Erfreulicherweise waren alle Erläuterungen außer auf Finnisch auch in Schwedisch und Englisch, so dass es keine Verständnisprobleme gab. Wir wandelten im Skiprungsimulator auf den Spuren von Matti Nykänen, experimentierten mit Licht und Ton und Jörn hielt ein Schläfchen im Fakirbett.


Tom flog in 80 Tagen um die Welt (einen LKW gab es leider nicht!):


Als mein Sohn mich mit den Worten "Mama, komm mal schnell. Das ist lustig!" rief, dachte ich mir nichts Böses. Ich setzte mich neben ihn in ein Ding, von dessen Funktion ich keine Ahnung hatte. Ich sollte mich anschnallen und auf den grünen Knopf drücken. Was ich erwartete, weiß ich nicht mehr, aber DAS erwartete ich definitiv nicht: Die Kugel drehte sich und plötzlich hing ich kopfüber in der Luft. HILFE!! Man konnte das auch nicht ausstellen, sondern musste mehrere Runden über sich ergehen lassen. Jörn kriegte sich vor Lachen kaum noch ein, während ich damit beschäftigt war, meine Brille und meinen Mageninhalt festzuhalten. Erst nach 45 Sekunden entkam ich der Teufelskugel und Jörn setzte den Spaß alleine fort.


Mit dem Glaslift fuhren wir bis an die Spitze des Turmes, von wo aus man eine herrliche Aussicht auf die Stadt hat.


Mit müden Beinen begaben wir uns danach wieder zum Markt. Wir hatten Hunger und wählten aus dem reichhaltigen Angebot an Speisen, die in riesigen Schüsseln unter freiem Himmel gekocht wurden. Warum man Roviantti auch mit "Knoblauchfest" übersetzt, war uns dann auch klar. Jörn hatte sich für indisches Essen entschieden und er wird spätestens morgen früh viel Freude an den Körperausdünstungen seiner Mitreisenden haben.

Gestärkt und zufrieden begaben wir uns auf den Rückweg. Oulu ist eine Stadt der Gegensätze zwischen alt und neu, was sich besonders bei den Bauwerken zeigt.


Ob diese Männchen auch den weiten Weg zurück zum Campingplatz gehen mussten?


Wir waren jedenfalls um 19 Uhr wieder am Wohnmobil und konnten die schmerzenden Füße hochlegen. Jörn probierte gleich mal sein neues Gameboy-Spiel aus, Tom verfolgte weiter die Verbrecherjagd des Kurt Wallander und ich setzte mich mit Laptop und MyggA unter die Markise.


Fazit des Tages: Traue keinem 14-Jährigen, der meint, etwas sei "lustig"!

2 Kommentare:

  1. *sichvorlachendenbauchhalte*

    @jörn: high 5! *handhinhalt*
    super aktion!

    fazit des artikels: dem jan gefällt das :)

    *verneig*
    jan

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  2. Na klar! Dass ihr beide zusammen haltet, wundert mich gar nicht! ;-)

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