Es war eine Nacht, die diesen Namen nicht verdiente. Nicht nur, dass es ständig Durchsagen gab, Türen knallten und Betrunkene in den Gängen randalierten. Besonders nett war auch der Zwischenstopp auf den Åland-Inseln, wo das Schiff um 01:40 Uhr anlegte. Unsere Betten befanden sich direkt neben den Motoren und wir mussten uns in der Kabine geradezu anschreien, um uns miteinander zu verständigen. Wir brauchten den Wecker um 5 Uhr überhaupt nicht, hatten wir doch kaum ein Auge zugetan.
Entsprechend müde und genervt verließen wir unser Quartier.
Mit etwas Mühe fanden wir das Wohnmobil auf Deck 3. Zum Glück hatte die Konstruktion zwischen Autodeck 3 und 4 gehalten...
Pünktlich um 06:15 Uhr durften wir aufs Festland fahren.
Schweden hatte uns wieder!
Oder doch nicht?! Hatten wir etwas versehentlich das falsche Schiff genommen?
Zumindest sprach man hier eine Sprache, die ich verstehen konnte. Wir stellten unsere Uhren wieder auf die MESZ um.
Um 06:55 Uhr auf der Autobahn zwischen Stockholm und Södertälje war es soweit: Tom entdeckte seinen ersten schwedischen Elch! Ein großer Bulle graste gemütlich und weithin sichtbar auf der Wiese. Ich griff nach meinem Fotoapparat. Aber dass es sich bei dem kleinen dunklen Fleck am linken Bildrand um den König des Waldes handelt, erkennen wohl nur Insider.
Nicht nur für Jörn war es ein Gefühl wie Nachhausekommen. Für ihn natürlich besonders, denn unsere erste Station hieß Järna, wo ich mein Kind schweren Herzens an Vater und Stiefmutter übergab. Mit etwas Überredungskunst gestattet man mir einen Blick ins neue Kinderzimmer.
Wenig später hielten Tom und ich an um zu frühstücken. Wir hatten eine lange Strecke vor uns. Nach den Schwierigkeiten der vergangenen Nacht, war es kein Wunder, dass Tom müde war. Ich konnte ja während der Fahrt schlafen, aber ihm war das nicht möglich. Darum legten wir nach eineinhalb Stunden noch ein Schlafpäuschen für ihn ein, während ich mich an einer Tankstelle mit schwedischen Zeitschriften eindeckte. Bei der Gelegenheit entsorgte ich auch gleich Jörns Turnschuhe, die ihren Zweck - nämlich 4 Wochen Sommerferien überleben - erfüllt hatten.
Die Sonne schien und die Temperaturen lagen zwischen 20°C und 24°C. Endlich nicht mehr die dichten Wälder, die die Sicht einschränkten, sondern weiter Blick auf eine herrliche Landschaft.
In Isaberg tranken wir Kaffee und aßen Gebäck. Was uns beiden unabhängig voneinander sofort auffiel, war die Höflichkeit der Leute.
Um 15 Uhr waren die 500 km absolviert. Ich hatte mich vorher schon telefonisch nach einem freien Campingplatz erkundigt, so dass wir uns nicht vor Ort eine Abfuhr einhandeln mussten.
Auf Gullbrannagården Camping bei Eldsberga, südlich von Halmstad an der Westküste Schwedens, bekamen wir einen schönen und komfortablen Stellplatz mit Wasser- und Abwasseranschluss.
An der Rezeption überschlug man sich fast vor Freundlichkeit und man führte uns sogar persönlich zu unserem Platz. Die sanitären Anlagen sind vorbildlich.
Der Aufbau musste nun ohne Jörn erfolgen. Wir hatten uns an seine Mithilfe doch ziemlich gewöhnt.
Tom und ich spazierten über den Campingplatz, um das Serviceangebot und die Gegend zu erkunden. Da sahen wir sie wieder, die niedlichen gepflegten bunten Holzhäuser:
Zum Strand musste man ein ganzes Stück laufen, aber nach der weiten Fahrt, tat die Bewegung gut. Der Sand kitzelte an den Füßen.
Ein kontrastreiches Farbenspiel:
Und eben Wasser und Bäume...
Im Restaurant aßen wir günstig und gut zu Abend. Zufrieden gingen wir zurück zum Wohnmobil, wo sich Tom dem deutschen Fernsehprogramm widmete und ich meinen Urlaubsfotos.
Fazit des Tages: Schweden ist ein Stück Heimat.
Größere Kartenansicht
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen